Gibt es die bessere Wahl?
Das Beitragsbild zeigt meine beiden aktuellen Lebensbegleiter. Links meine „Meggi“ ein Chinese Crested Dog, also ein Rassehund und rechts mein „Michel“ ein Rumänischer Straßenmischling aus dem Tierheim.
Immer wieder entbrennt eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit vom Erwerb eines Rassehund oder einem Tierschutzhund. Ich verstehe mich als Mittler beider Fraktionen. Leben in einer Demokratie heißt auch, dass andere Meinungen anerkannt und geduldet werden. Der nachfolgende Text versucht eine Übersicht der gängigen Argumente zu schaffen.
Welches sind die Vorteile & Nachteile von Rassehunden?
Zu den Vorteilen des Rassehundes gehört die Vorhersehbarkeit von Größe, Temperament und Pflegebedarf. Das war für mich damals als junge Mutter ein wichtiges Argument, als ich meinen „Bearded Collie“ aussuchte. Ich brauchte einen Hund, der mir keinerlei zusätzliche Probleme machte. Er sollte in die Begebenheiten herreinwachsen. Das hat auch super geklappt. Gut, der Pflegeaufwand für eine langhaarigen Hund ist da, aber das war für mich sekundär, ich wollte einfach einen langhaarigen Hund! Auch hatte ich bereits sehr gute Erfahrungen mit der Rasse gemacht.
Rassehunde werden für bestimmte Zwecke gezüchtet und haben sich den unterschiedlichsten Begebenheiten angepasst. Bereits in den Anfängen der Hundehaltung hat man, durch Selektion, Hunde ausgewählt, die zu „gebrauchen“ waren. So haben sich über viele Jahre die Gruppen wie z.B Wachhunde, Jagdhunde, Hütehunde, Gesellschaft.- und Begleithunde gebildet. Körper und Wesen wurden optimiert, um dem Mensch eine Hilfe zu sein.
Dieses Idee hat aber auch zu Übertreibungen geführt und zu einem Geschäftswesen rund und mit dem Hund. Genetische Gesundheitsprobleme treten auf, wenn zu viel Inzucht betrieben wird. Ein Problem, das eigentlich heute ausgeschlossen werden kann, weil alle Hunde mit ihren Ahnentafeln registriert und untersucht sind – wenn denn auch alle Menschen das wichtig nehmen und verantwortungsvoll agieren.
Da der Hund „des Menschen liebstes Kind“ ist, war und ist er stets bemüht einen gesunden, langlebigen Hund zu fördern. Dies führte dazu, dass man Krankheitsbilder erforschte. Es gibt kein anderes Lebewesen, für den so viele Krankheiten/Gendefekte erforscht sind, wie für den Hund. Selbst beim Menschen wird keine genetische Analyse betrieben, bevor er sich vermehrt, obwohl hier auch viele Krankheiten vermeidbar wären z.B. Kniescheibenluxation oder diverse Augenkrankheiten.
Den „Superhund“, der gesund und lange lebt ist eine Illusion. Es wird ihn nie geben, genauso wenig, wie es den perfekten „Menschen“ geben wird. Auch wenn wir einmal jegliches Leben im Genlabor selektieren und anpassen können, werden wir die Umwelteinflüsse nicht kontrollieren können, auf die ein Lebewesen, auch während seiner Lebzeiten, reagiert und sich genetisch anpasst.
Welches sind die Vorteile & Nachteile von Tierschutzhunde?
Zu den Vorteilen gehören oft die Dankbarkeit und Loyalität, die sie ihren neuen Besitzern entgegenbringen können. Mein „Michel“ ist ein sehr anhänglicher Hund und er würde sein Leben für mich geben. Ich habe in meinem Umfeld aber auch schon Gegenbeispiele erlebt. Ein Hund der viele Jahre auf sich gestellt war und dann in Deutschland immer an der Schleppleine lief, entwickelte sich zum aggressiven Hund, auch gegenüber seinem Besitzer.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass diese Hunde keine oder wenig Sozialisierung erfahren haben, was die Eingewöhnung zeitintensiv macht. Manche Tierschutzvereine übernehmen inzwischen einen Teil dieser Aufgabe und versprechen eine verkürzte Eingewöhnungszeit, aber jeder Wechsel der Bezugsperson und dem Umfeld verunsicherte einen Hunde sofort, egal wo er herkommt. Man sollte den Zeitaufwand also nicht unterschätzen und sich auch darauf einstellen, dass „Eigenheiten“ sich einstellen werden.
Der Gedanke, einem Tier in Not zu helfen, ist sicherlich löblich. Es rührt in uns das Helfersyndrom und gibt uns ein gutes Gefühl. Damit wird allerdings auch ein großes Geschäft gemacht. Das zeigt schon die Anzahl der Anbieter, wenn man im Netz sucht. Welcher von diesen Anbietern ist seriös? In meinem Fall habe ich erst im Nachhinein über Rumänische Straßenhunde recherchiert. Viele dieser Hunde werden speziell gezüchtet, um als „süßer Mischling“ auf dem „Tier-in-Not-Markt“ vermarktet zu werden. Mein Hund war bereits im Tierheim in Deutschland – ist das ein gute Entschuldigung?
Tierschutzhunde können Verhaltensprobleme mit sich bringen. Es fehlt ihnen die Prägung auf Geräusche, Menschen, Kinder, Wasser etc. im Welpenalter. Dazu kommt das bisher Erlebte, was zu Unsicherheiten führen kann, die sie vielleicht nie ablegen. Der Umgang kann für den Besitzer schwierig sein, weil er ja nicht weiß, was der Hund genau erlebt hat und es zu spontanen Auffälligkeiten kommen kann.
Den Tierschutzhunden wird eine natürliche Gesundheit zugeschrieben. Man sollte aber bedenken, das erblich bedingte Krankheiten nicht bekannt sind, weil die Hunde nicht getestet sind. Mutationen finden aber auch in Verpaarungen der Natur statt. Zivilisationskrankheiten bekommen alle Lebewesen unserer Zivilisation, also Menschen, Rassehunde und Tierschutzhunde. Allerdings gibt es durch die „Importhunde“ auch „Import-Krankheiten“. Tierärzte mussten sich weiterbilden und haben sich dem Markt angepasst. Genauso wie Hundekrankenkassen, Hundetherapeuten und Hundeschulen.
Alles ist im Fluss!
Heraklit, griechischer Philosoph
Aus meiner Sicht, sollte man jede Tierschutzorganisation genau überprüfen. Vereine müssen auch im Ausland registriert werden und Tierschutzgesetze und Haltungsvorgaben gelten in jedem EU-Land.
Ich selber könnte einen Hund nie ohne Live-Begegnung auswählen. Auch ein Tiertransport über viele Stunden oder ein Transport alleine im Flugzeug, würde ich für einen traumatisierten Hund nie wollen.
Das Gleiche gilt aber auch für den Züchter eines Rassehundes. In welchen Umständen wachsen, die Tiere auf. Welche Werte verfolgt der Züchter? Was ist für mich vertretbar?
Es hängt also von den individuellen Umständen und Bedürfnissen ab, ob ein Rassehund oder ein Tierschutzhund die richtige Wahl ist. Es ist wichtig, sich gut zu informieren und zu überlegen, ob man wirklich dauerhaft bereit ist, die Verantwortung für ein Tier zu übernehmen.
Letztendlich aber siegt immer die Emotion, die ein Hund auslöst und die Geschichte zu dem Tier, der wir glauben schenken wollen.